Irina Liebmann

Berliner Kindl

(veröffentlicht in: Irina Liebmann „Quatschfresser“, Theaterstücke, Frankfurter Verlagsanstalt 1990)

Textprobe:

Berliner Hinterhof, eingerüstet, vorne ein Bauarbeiter, betrachtet das Emailleschild mit dem Bild eines Bierglases aus dem das Berliner Kindl guckt.



Paul: Sowas hing bei uns am Markt um die Ecke an der Wand. Da ist Mutter mit mir immer stehengeblieben und hat gesagt: Wie du!
Und drin hat Vater mich aufn Tisch gestellt und gerufen: Hier ist er, der Berliner!
Das war alles in Anklam.
Da wars schön.
Und mit meiner Frau bin ich manchmal extra vorbeigegangen und hab ihr gezeigt, wie ich mal aussah.
Und als ichs meinem Jungen zeigen wollte, wars nicht mehr da.
Und seine Mutter wollte sowieso ihren Mann in der Kneipe nicht besuchen.
Das war alles in Anklam.
Jetzt bin ich Anklamer Strasse, wo die Keller rein zugeschüttet sind mit Müll, und hier hab ichs gefunden.
Angelika: (sieht aus dem Fenster) Paul!
Stimme aus dem Baugerüst: Dein Helm, Mensch!
(Helm wird heruntergeworfen, bleibt liegen)
Paul: Der drückt.

Berliner Kindl
 
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